11. Concrete Student Trophy: Ein Lufthafen für die Wachau

Die Sieger der Concrete Student Trophy 2016 stehen fest: Mit dem ersten Preis wurde der Entwurf „Lufthafen Wachau“ des Studententeams Felix Stadler (TU Wien), Jan Niklas Schöpf und Michael Knoll (Uni für Angewandte Kunst Wien) ausgezeichnet. „LUPE“ (TU Wien) erreichte den zweiten Platz,  „AggsBahn“ (TU Graz) den dritten. Heuer sah der Wettbewerb den Entwurf einer Seilbahn zwischen den beiden von der Donau getrennten Wachauer Gemeinden Aggsbach Markt und Aggsbach Dorf vor. Da die Wachau zum UNESCO-Welterbe gehört, waren die Auflagen für die Entwürfe entsprechend streng. Um die zum 11. Mal verliehenen Preise Preise bewarben sich interdisziplinäre Studententeams österreichischer Architektur- und Baufakultäten.Dotiert war die Auszeichnung mit insgesamt 12.000 Euro.

Nur die Donau trennt die Gemeinden Aggsbach Markt und Aggsbach Dorf. Um jedoch von einer Gemeinde in die andere zu gelangen, fährt man eine halbe Stunde mit dem Auto oder eine ganze mit der Bahn – nicht nur für die Bewohner eine auf Dauer untragbare Situation. „Die beiden Orte haben eine lange gemeinsame Geschichte und wollen enger zusammenrücken. Die Idee für eine Seilbahn ist entstanden, um Menschen rasch, mit wenig Kosten und Belastung über die Donau zu bringen“, sagte DI Sebastian Spaun, Geschäftsführer der Österreichischen Zementindustrie (VÖZ).

„Sensitive Planung einer bedienerlosen Seilbahn“

Um die Situation in den beiden Gemeinden zu verbessern, waren innovative Entwürfe gefordert, die eine umweltfreundliche, landschaftsschonende und sogar barrierefreie Lösung einer Pendelseilbahn ermöglichen sollten. Der Status des UNESCO-Welterbes durfte dabei natürlich nicht gefährdet werden, das Landschaftsbild musste in jedem Fall erhalten bleiben. Aber auch die Anbindung an vorhandene Verkehrswege war zu beachten, um einen Pendelverkehr zwischen den Gemeinden zu ermöglichen. Die Seilbahn soll ganz nebenbei auch die Lebensqualität der gesamten Region erhöhen – und den Tourismus fördern. Als würden diese kniffligen Voraussetzungen noch nicht genügen, setzten die Ausschreiber noch eines drauf: Die Seilbahn soll bedienerlos sein! „Das wäre die erste bedienerlose Seilbahn in Österreich. Daher mussten die Konzepte auch Sicherheitsmaßnahmen von der Barrierefreiheit bis zum Brandschutz und vieles mehr beinhalten“, sagte Dr. Michael Bitterl von Doppelmayr Seilbahnen.

Sieg für „Lufthafen Wachau“ von Studenten der Uni für Angewandte Kunst Wien und TU Wien

Fünf von insgesamt dreizehn eingereichten Projekten wurden bei der Preisverleihung vorgestellt. „Die Herangehensweisen der Projekte waren sehr unterschiedlich. Von sehr funktionellen Entwürfen bis hin zu Projekten mit großem gestalterischen Wiedererkennungswert war alles dabei“, freute sich die Juryvorsitzende DI Klaudia Ruck. Den ersten Preis für den „Lufthafen Wachau“ gewannen die Architekturstudenten Michael Knoll und Jan Niklas Schöpf von der Universität für Angewandte Kunst in Wien und Felix Stadler (Bauingenieurwesen) von der TU Wien. Das Siegerkonzept sieht eine Integration des bestehenden Umlandes und der Donau mit den Uferzonen vor und gestaltet, ohne zu aufdringlich zu sein. Das Projekt besitzt laut Jury „Eyecatcher-Qualitäten“ und fügt sich selbstbewusst als neuer Blickfang in die Landschaft ein. Das Team erhielt ein Siegerpreisgeld von 4.000 Euro.

Die Formgebung der Stationen erinnert an eine sich öffnende Muschel, wobei die Stützpfeiler bestens in das Bauwerk integriert wurden. Die Lösung eines Schalentwurfs harmoniert gut mit der Mechanik der Seilbahn und nutzt die gestalterischen Möglichkeiten des Baustoffs Beton gekonnt aus, so die Bewertung der Jury. „Eine einfache Gestaltung war uns wichtig. Und für den Schalenbau haben wir uns von Anfang an entschieden. Wir wollten mit Beton arbeiten und an die Grenzen von Beton gehen“, erklärte Felix Stadler die Vorgangsweise seines Teams.

 Zweiter Platz: „LUPE“ 

Der zweite Platz ging an die TU-Wien-Studenten Christopher Emil Kreminger, Dominic Mimlich (Architektur) und Guido Bauer (Bauingenieurwesen) für ihr Projekt „LUPE“. Das punktet mit einer zusätzlichen Bergstation am nahe gelegenen Luftberg und präsentiert sich als attraktiver Aussichtspunkt. Die zugehörigen Talstrecken würden sich nahtlos in die Landschaft einfügen, befand die Jury. „Unser Projekt ist vielleicht eines der exzentrischeren. Wir haben zu den zwei Stationen noch eine dritte hinzugefügt, da wir gesehen haben, dass das Gebiet mehr Potenzial hergibt als eine einfache Verbindung von A nach B. Uns war ein ganzheitlicher Ansatz wichtig“, sagte Christopher Emil Kreminger im Namen seiner Kollegen. Das Preisgeld für den zweiten Platz: 3.000 Euro.

 Dritter Platz: „AggsBahn“

Auf dem dritten Platz fanden sich die TU-Graz-Studenten Gernot Kraut, Nico Rauchenwald (Architektur) und Maximillian Fiebich (Bauingenieurwesen) mit ihrem Projekt „AggsBahn“. Sie entschieden sich für eine an die historische Lokalarchitektur angepasste Gestaltung. Der Einsatz von sägerauer Querschalung erinnert an minimalistisch ausgeprägte Holzschuppen und drängt die Betonbauweise in den Hintergrund, urteilte die Jury. Die Studenten erhielten ein Preisgeld von 2.000 Euro.

Anerkennungen für „Wachauer Jet“ und „Mariandl – die Wachauer Bahn“

Am vierten Platz landete der „Wachauer Jet“ der TU-Wien-Studenten Stefan Mandl, Roland Stöttner (Architektur) und Christoph Schönweiler (Bauingenieurwesen). Beeindruckt war die Jury vor allem davon, dass dieses Projekt besonderes Augenmerk auf die Infrastruktur der Ein- und Ausstiege legte. Die Kommilitonen Raphael Martinz, Clemens Wolte (Architektur) und Matthias Reiner (Bauingenieurwesen), alle TU Graz, qualifizierten sich mit ihrem eleganten Projekt „Mariandl – Wachauer Bahn“ immerhin für einen Anerkennungspreis. Der Jury gefiel vor allem die Idee eines Untergeschoßes mit überdachtem Radkeller: „Das Marillenblatt war die Inspiration für unseren Entwurf und wir wollten damit auch die Wachau als Tourismusdestination aufwerten“, sagte Martinz. Beide Teams erhielten je 1.000 Euro Preisgelder. Das übrige Preisgeld wurde auf alle anderen teilnehmenden Teams aufgeteilt.

11. Ausschreibung – eine Erfolgsgeschichte

Bereits zum elften Mal war die Concrete Student Trophy ausgeschrieben worden. Sie bietet nicht nur Anreize, sich über spannende Projekte Gedanken zu machen, sondern fördert als interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Studierenden verschiedener Richtungen auch das Denken über die eigenen Grenzen hinaus. Teilnehmer wie Veranstalter sind sich einig: Von diesen Erfahrungen profitieren die Studierenden auch später im Berufsleben bei konkreten Bauprojekten! Und wer weiß: Vielleicht wird das Siegerprojekt ja tatsächlich umgesetzt.