Neuer Ortsplatz in Oberösterreich: Monumentale Eleganz mit Sichtbeton

Die Beschattung einer Fläche von 80 Quadratmetern war Teil der Vorgaben zur Neugestaltung des Ortsplatzes im oberösterreichischen Handenberg. Ein Monolith aus Beton, grazil und elegant, ist die Antwort von Heidl Architekten, die damit nicht nur ein Landmark geschaffen, sondern die Vorzüge von Beton gekonnt ausgereizt und bewusst in Szene gesetzt haben.

In Handenberg im Innviertel sollte ein neuer Hauptplatz entstehen, der für diverse Aktivitäten der 1.300 Einwohner zählenden Gemeinde genutzt werden kann. Ziele für die Gestaltung waren die räumliche Fassung der Fläche, die Integration des bestehenden Teiches, die Verbesserung der Verkehrssicherheit und die Errichtung eines schattenspendenden Daches. Dazu wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben, den das Linzer Architekturbüro Heidl Architekten für sich entscheiden konnte.

b4_hb_klein_josef-andraschko

Strukturierter Raum

Das auf einem Hügel gelegene Ortszentrum wird von einer gotischen Kirche mit barockem Turm beherrscht. Durch den Abbruch eines an dessen Westseite gelegenen Kaufhauses war jede räumliche Abgrenzung verloren gegangen. „Wir haben also zuerst nach Elementen gesucht, die den Platz strukturieren und einfassen“, so Architekt Andreas Heidl, „in der Folge war es für uns wichtig, ein Bauwerk zu errichten, das der Dominanz der Kirche entgegenhalten kann, aber auch den freien Blick zum Gotteshaus ermöglicht. Dafür haben wir den Platz in zwei Zonen unterteilt: Eine Erholungszone am Teich und eine öffentlichen Zone vor der Kirche, die straßenseitig mit dem Baukörper aus Sichtbeton abschließt“.

b2_hb_klein_josef-andraschko

An der Innenseite dieser Konstruktion erstreckt sich eine langgezogene Bank, die dem Verlauf der Friedhofsmauer folgend und an der östlichen Abgrenzung des Platzes ihre Fortsetzung findet und so zum raumbildenden Element wird. Für die optimale Positionierung des Baukörpers haben die Architekten die Bewegungsabläufe der am Ortsplatz stattfindenden Feste und Trauerfeiern mit bis zu 700 Personen genauestens analysiert und daraus ein Konzept entwickelt, das Veranstaltungen bis zu dieser Größenordnung ungehindert aufnimmt.

Eleganz in Sichtbeton

„Wir wollten keine filigrane Konstruktion platzieren, sondern ein identitätsstiftendendes Objekt, das zum markanten Treffpunkt wird“, so Andreas Heidl. Errichtet wurde eine massive, 345 Zentimeter hohe und 55 Zentimeter starke Wand aus Stahlbeton mit einer zwölf Meter langen Auskragung, deren schlankste Stelle nur noch 15 Zentimeter misst.

„Mit der auskragenden Dachfläche von 80 Quadratmetern ist dies eine der größten Konstruktionen dieser Art in Österreich. Für uns war klar, dass dieser Monolith allein in Beton gefertigt werden kann, da nur dieser Werkstoff es vermag, die Kräfte so abzuleiten, dass keine aufwändigen Hilfskonstruktionen eingebaut werden müssen“, erläutert der Architekt.

b4_hb_klein_josef-andraschko

Trotz des massiven Volumens erscheint das Bauwerk als grazile Skulptur, die mit unglaublicher Leichtigkeit den Ortsplatz behauptet. „Wir arbeiten mit Beton bis auf wenige Ausnahmen immer massiv, das ist viel eleganter“.

Perfekte Umsetzung

Wand und Überdachung wurden in einem Guss fugenlos betoniert. Durch die Auskragung mit einer Überhöhung von 26 Zentimetern, war deren Schalung entsprechend anspruchsvoll. Um eine strukturierte Oberfläche zu erlangen, wurden in die Stahlschalung Holzplatten mit einem Maß von 1 x 4 Metern eingelegt. Das Fugenbild der Schalung haben die Architekten an der Unterseite des Daches gekonnt für die Beleuchtung genutzt: LED-Streifen mit 100 x 2,50 x 2,50 Zentimeter im Stoß der Schalungsplatten integriert, ergeben eine bündige Fläche. Zur Abdeckung der hohen Umweltanforderungen und zur Erzielung der notwendigen Druckfestigkeit war eine Betonqualität von C40/50 B5 gefordert. Infolge der langen Anfahrtszeit musste die Betonierung des gesamten Bauwerks in nur einer Stunde erfolgen, was für das ausführende Unternehmen eine extreme Herausforderung darstellte.

„Trotz der schwierigen Umsetzung ist der Beton extrem dicht und porenfrei gelungen. Das ist eine absolute Meisterleistung, die nur durch das Zusammenspiel ausgezeichneter Handwerker möglich war“, zeigt sich Architekt Heidl erfreut. Hinter den leicht überhöhten Kanten der Auskragung verbirgt sich die Entwässerung, die allein durch ein leichtes Gefälle der Fläche und über zwei in der Wand befindliche Abfallrohre funktioniert. Die Geometrie der Wandfläche ergibt sich aus der Neigung der Rückenlehne der an der Innenseite positionierten Sitzbank. Das gesamte Bauwerk aus wasserundurchlässigem und frost-taumittelbeständigem Stahlbeton wurde ohne zusätzliche Folien und Verblechungen errichtet und die Oberfläche mit einer unsichtbaren Antigraffitibeschichtung versehen.

 

Projektdaten:

Adresse: 5144 Handenberg 11
Bauherr: Gemeinde Handenberg
Architektur: Heidl Architekten ZT GmbH, Linz
Örtliche Bauaufsicht: Andreas Heidl
Mitarbeiter Architektur: Dietmar Weidinger, Sarah Herrmann
Freiraumgestaltung: Barbara Bacher, Linz
Statik: Werkraum Wien, Wien
Baufirma: Strabag AG
Transportbeton: Salzburger Sand- und Kieswerke, Salzburg-Kasern
Planung: 2014 – 2015
Bauzeit: 2015, 6 Monate

 

BILDLINK zum direkten Download der Fotos:

http://photoservice.studiobaff.com/Architecture/BMÖ-Heidl-Architekten/n-b8FDjz

Fotograf: Josef Andraschko
Pläne: Heidl Architekten ZT GmbH