Salzburg-Maxlan: Raffinierte Verbindung von Alt und Neu

Die Panzerhalle im Salzburger Stadtteil Maxglan, ursprünglich als Reparaturwerkstätte für Panzer und Militärfahrzeuge der Struberkaserne erbaut und von 1939 bis 1985 als solche genutzt, wurde zu einem außergewöhnlichen Kreativzentrum mit weitläufigen Lofts umgestaltet. Ein anschauliches Beispiel der Revitalisierung, bei der Backstein und Beton eine perfekte Symbiose bilden und der Umgebung neue Vitalität und eine Zukunft für urbanes Leben bieten.

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Nach dem Auszug des Österreichischen Bundesheeres hatte das Gebäude diverse Nutzungen erlebt, bis es 2011 die Projektentwickler Marco Sillaber und Johann Kainz übernahmen. Ersterer hatte bereits das Gusswerk-Areal in Salzburg mit großem Erfolg revitalisiert. Für die Planung wurde auch hier die Arge der Architekten LP Architektur, cs-architektur, Hobby A. und Strobl Architekten beauftragt.

Der imposante Backsteinbau mit einer Länge von circa 200 Metern, einer Breite von 50 Metern und einer Firsthöhe von 16 Metern wurde in die Bauteile A, B, C, und D aufgeteilt und jeweils den einzelnen Architekturbüros zugeordnet. Der Bauteil A befand sich in einem sehr schlechten Zustand und wurde abgerissen. Hier haben cs-architektur einen sechsgeschossigen Büroturm errichtet.

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Einheitliches Konzept – individuelle Ausführung

Für die Bausubstanz der Hallen B, C, D wurde von der Arge ein Gesamtkonzept erstellt, in dem die zu erhaltenden historischen Elemente und der Einsatz der Materialien festgelegt wurde. „Wir haben uns geeinigt, nach Außen ein einheitliches Erscheinungsbild und den eindrucksvollen Charakter der Hallen zu erhalten“, so DI Hannes Sampl von LP architektur. Die alten Backsteinmauern und großformatigen Öffnungen mit den faltbaren Holztoren sind geblieben. „Der Umgang mit den Dachflächen, die Belichtung der Lofts sowie die Positionierung der Laternen wurden festgelegt“. Räumlich und statisch konnte jedes Architekturbüro den gegebenen Kontext individuell gestalten. „Betritt man die Hallen B, C und D, kann man den unterschiedlichen Zugang zur Architektur klar erkennen“.

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Halle C – Flexibel und funktional

Der Umbau der Halle C – der Mittelteil des Bestandes – wurde dem Architekturbüro LP architektur aus Altenmarkt zugeteilt. Diese haben den fast quadratischen Grundriss des Hallenabschnittes mit einer Seitenlänge von ca. 43 Metern durch einen quer zum First verlaufenden Mittelgang erschlossen. „Die entstehenden Räume links bzw. rechts der Erschließung haben wir unabhängig voneinander betrachtet und so unterschiedliche Loftsituationen ausformuliert“, erläutert DI Hannes Sampl. Die alten Backsteinmauern, ursprünglich als Brandwände erstellt, sind erhalten geblieben und kennzeichnen die Abschnitte der einzelnen Bauteile. Doppelte Stützen und Unterzüge charakterisieren hier das statische Konzept. Sie sollten die ursprüngliche Konstruktion aus Holz flankieren, die jedoch in weiterer Folge aus brandschutztechnischen Gründen entfernt werden musste.

Das gesamte Tragwerk ist sichtbar, Tragweiten von bis zu zehn Metern ermöglichen eine flexible und adaptierbare Nutzung. Sparsam und höchst funktional zeigen sich Details wie Installationen, Beleuchtung und Regenfallrohre. „Wir haben diese bewusst sichtbar ausgeführt um so den industriellen Charakter des Gebäudes zu betonen“. Die gesamten Flächen links der Erschließung werden von einer Werbeagentur genutzt. Durch den weißen Lasuranstrich der Holzleimbinder-Konstruktion der Laterne ist diese Einheit klar erkennbar. Die Flächen rechts der Erschließung werden von zwei weiteren Unternehmen genutzt, im obersten Geschoß befindet sich eine Kunstgalerie. Die zur Belichtung vorgesehenen, einheitlichen Glasflächen sind in Halle C fast ausschließlich als Dacheinschnitte ausgebildet, die in den Obergeschossen Terrassen bilden.

 

Sichtbeton für Konstruktion, Innenausbau und Außenflächen

Zur Erhaltung des ursprünglichen Charakters kamen wenige Materialien zum Einsatz: Beton, Holz und Stahl. „Für uns war es wesentlich, die Atmosphäre eines Industriegebäudes zu erhalten und entsprechend mit dem Einsatz der Materialien zu reagieren, dazu hat sich Beton am Besten geeignet“, so der Architekt. Das neue Tragwerk besteht aus Fertigteilstützen und –trägern aus Stahlbeton, die Decken wurden in Ortbeton gefertigt, die Böden mit Estrich belassen und deren Oberfläche behandelt. Die einstige Dachkonstruktion aus Holz wurde durch Beton ersetzt, in die Schalung aus raumakustischen Gründen Heraklitplatten eingelegt und sichtbar belassen. Auch für die vertikale Erschließung kamen Fertigteile in Sichtbeton zum Einsatz, die Galerieebenen in der Laterne sind über Stahltreppen erreichbar. Alle Trennwände bestehen aus Betonsteinen.

Die aufgesetzte Dachlaterne ist entsprechend der einheitlichen Vorgaben und ihrem Ursprung in Holzleimbindern gefertigt. Beton setzt sich auch im Außenbereich fort, wo die Landschaftsarchitekten von 3:0 einen Rahmen aus sandgestrahlten Betonfeldern, ein „Passepartout“ rund um den gesamten Gebäudekomplex entwickelt haben, der sich als breiter möblierter Fußgängerbereich versteht. Beton ergänzt sich ästhetisch hervorragend mit den originalen Backsteinmauern und dem Holz der imposanten Tore und zeigt wie ein historischer Industriebau durch eine intelligente Interpretation in eine zeitgenössische Architektur verwandelt werden kann. Die große Beliebtheit bei Mietern und Besuchern spricht für sich.

 

Projektdaten:

 Projekt: Panzerhalle Salzburg, Siezenheimerstraße 39a-d, Salzburg
Bauherr: Panzerhalle Betriebs GmbH, Marco Sillaber und Johann Kainz
Architektur: ARGE Panzerhalle: LP architektur, hobby a., cs-architektur, strobl architekten
Architektur Halle C: LP architektur ZT GmbH, Altenmarkt / PG
Projektleitung Architektur Halle C: DI Hannes Sampl
Freiraumplanung: 3:0 Landschaftsarchitektur, Wien
Statik: Marius Consulting ZT GmbH, Salzburg
Baufirma: Spiluttini-Bau Ges.m.b.H, St. Johann / Pongau
Ortbeton: Betonwerk Deisl, Hallein
Planungsbeginn:        April 2012
Baubeginn:                 Oktober 2013
Fertigstellung:            April 2015
Bauzeit:                       36 Monate
Grundstücksfläche:  19.533,00 m²
Umbauter Raum:       90.673,62 m³
Geschoßanzahl:         4 – 6
Bebaute Fläche:         7.275,10 m²
Nutzfläche:                 17.742,45 m²

BILDLINK zum direkten download der Fotos:

http://photoservice.studiobaff.com/Architecture/BMÖ-LP-Architektur/n-bHvvr2

Fotograf: Volker Wortmeyer, www.volkerwortmeyer.com

Pläne: LP architektur ZT GmbH