Alle zwei Jahre findet sie statt: 2019 wurde in Heilbronn bereits die 17. Deutsche Betonkanu-Regatta veranstaltet. Heuer waren am letzten Juniwochenende zwei österreichische Teams am Start – bei hochsommerlichen Temperaturen.
Dass es bei der Betonkanu-Regatta nicht in allererster Linie um sportliche Hochleistungen geht, ist schnell klar: Vor den Rennen herrscht beste Laune, es wird gegrillt, hier und da gibt’s sogar ein Bier dazu. Der Spaß steht an den Wettbewerbstagen durchaus im Vordergrund.

Aber es geht nicht nur um Spaß und Freude – schließlich treffen hier Studentinnen und Studenten gegeneinander an, die sich in vielen Stunden auf das Ereignis vorbereitet haben. Dazu zählt zwar auch körperliche Fitness, aber wichtiger sind die aufwendigen, von blühender Fantasie getragenen Konstruktionen: Die Betonkanu-Regatta ist eine Mischung aus hoher Beton- und Bootsbaukunst, sportlichem Wettkampf und Spaß.
Die Teams kommen aus Institutionen, an denen Betontechnik gelehrt wird – hauptsächlich aus berufsbildenden Schulen, Fachhochschulen und Hochschulen. Wichtigste Aufgabe ist es, Festigkeit und Wasserdichtheit der Baustoffe so für die Kanukonstruktion zu nutzen, dass am Ende leichte, aber robuste Kanus entstehen. Wie das geht, tat das Team der TU-Graz während der Vorbereitung immer wieder auf ihrer Facebook-Seite kund.

Die Devise: Nicht untergehen – sondern gewinnen!
Nicht unterzugehen – das ist nur ein Teil der Lösung. Dass schon die Bootstaufe aufregend sein kann, bewiesen die Studierenden des Departments Bauen und Gestalten von der FH Campus Wien. Die konstruierten nämlich gleich zwei Betonkanus und ließen sie vor der Reise nach Heilbronn an der Neuen Donau in einer konzertierten Aktion zu Wasser. Einige Badegäste staunten nicht schlecht.
Mit dabei war übrigens eine „rasende Reporterin“ von „Zement + Beton“! Und sogar das Fernsehen berichtete!
Studentinnen, Studenten, dazu Lehrlinge und Berufstätige sind in den Teams aktiv. Sie stecken ihr gesamtes Können und Wissen, ihr ganzes Engagement und große Teile ihrer Freizeit in dieses Projekt – ohne zu wissen, ob es am Ende gut ausgeht. Denn immer wieder kommt es vor, dass Boote während des Rennens sinken. Oder davor.

Heuer kam es auf dem Neckar in Heilbronn zu packenden Rennen bei hochsommerlichen Temperaturen. Auf dem Siegerpodest landeten bei den Herren das Boot der HTWK Leipzig, bei den Damen hatte das Team der Uni Twente die Nasen vorn.
Konstruktionspreis: TU Graz auf dem zweiten Platz
Umkämpft waren auch die weiteren Preise: Der Konstruktionspreis ging an die FH Münster mit ihrem Boot „BauInguin“, im Gestaltungswettbewerb kam der Sieger aus der Bauhaus-Uni Weimar. Und in der Offenen Klasse musste sich das Betonkanu-Team der TU Graz mit ihrem Kanu „Extension“ nur einem Gegner geschlagen geben: Die Konkurrenz aus Hannover war mit dem Boot „Leibniz Schwimmdock“ stärker.

„Extension“ – der Bootsname der Grazer war durchaus Programm: Denn die Studentinnen und Studenten aus der steirischen Landeshauptstadt hatten das Boot – ein bisschen gegen die Regeln – verlängert wie einen Kaffee: Mit viel Fantasie und technisch funktionslosen Carbonbetonstäben brachten sie es bei einem extremen Leichtgewicht von nur sechs Kilo auf eine stattliche Länge.
Raffinierter Kniff
Das „eigentlich nicht dem Regelwerk entsprechende Kurzboot“, wie es offiziell heißt, erhielt für diesen raffinierten Kniff immerhin den Sonderpreis für die „kreativste Auslegung“ der Ausschreibung zur Betonkanu-Regatta.
Das leichteste Boot – ohne Verlängerungen – wog übrigens das Doppelte: „Feuerbits“ aus Dresden brachte zwölf Kilogramm auf die Waage. Kaum wieder daheim, verkündete das Grazer Team stolz: „Die Grenzen der Regatta haben wir mit unserer Konstruktion definitiv ausgenutzt.“
Sonderpreis für Völkerverständigung

Besonders erwähnenswert ist, dass die Jury heuer einen Sonderpreis für völkerverständigende Zusammenarbeit vergab. Den erhielt die Knobelsdorf-Schule in Berlin mit dem Kanu „Grenzgänger“. Das Mulitikulti-Team setzte sich aus Betonbauer-Lehlingen mit polnischen, russischen, syrischen, türkischen und deutschen Wurzeln zusammen.
Übrigens gab es auch einen Pechpreis: Die Staatliche Technikerakademie Alsfeld, die es erst gar nicht zum Start der Regatta schaffte, bekam ihn. Aber das ist eine andere Geschichte.
Eine gewaltige Anzahl von Fotos zum Event gibt es übrigens hier. Und auf unserer Facebook-Seite haben wir die Aktivitäten der österreichischen Teams ebenfalls verfolgt. Dort lässt sich durch Scrollen sehen, was alles passierte in den letzten Wochen.
Und dafür tut man so etwas: Die Urkunden des Grazer Betonkanu-Teams – herzlichen Glückwunsch!
