Bond Erlebniswelt in Massivbauweise

„007 Elements“ heißt das in Massivbauweise errichtete und in den Gipfel des 3.056 Meter hohen Gaislachkogls in den Ötztaler Alpen integrierte Bauwerk der Bergbahnen Sölden. Es beherbergt in mehreren unterschiedlichen Räumen Installationen zu dem cineastischen Werken des wohl berühmtesten Geheimagenten der Welt – James Bond. Architekt des in Sichtbeton, Stahl und Glas errichteten Gebäudes ist der Innsbrucker Johann Obermoser, der schon zuvor die beiden benachbarten Objekte, das Restaurant ice Q und die Bergstation der Gaislachkoglbahn entworfen hat. Wie schon in den beiden Projekten zuvor hat auch beim
„007 Elements“ das Ötztaler Unternehmen Ing. Franz Thurner die hochalpinen Baumeistersarbeiten durchgeführt.

Der alpine Urlaubsort Sölden war im Jänner 2015 Drehort für den 24sten James-Bond-Film „Spectre“, in dem das einem Eiswürfel nachempfundene Gipfelrestaurant ice Q als Kulisse für die im Film vorkommende „Hoffler Klinik“ diente. Die Idee, die Kultfigur Bond für den Tourismus im Ötztal nachhaltig zu nutzen, konnte dann 2016 in Angriff genommen werden. Mit der Zustimmung von EON Productions und Metro-Goldwyn-Mayer (MGM), die gemeinsam die Bond-Filmrechte besitzen, beauftragte Jakob Falkner, Geschäftsführer der Bergbahnen Sölden den Innsbrucker Architekten Johann Obermoser, ein Raumkonzept für eine dauerhafte James-Bond-Installation zu entwerfen. In Obermosers Überlegungen war es von Anbeginn an wichtig, Blickbeziehungen zu den Spectre-Drehorten wie der Ötztaler Gletscherstraße, dem ice Q oder der modernen Gaislachkoglbahn zu generieren. Der Permafrost auf 3.040 Meter Höhe, die geologischen Bruchlinien sowie der ausgesetzte Ort am Gipfelgrat, stellten eine gigantische Herausforderung dar. Entscheidender Entwurfsgedanke, neben dem räumlichen Konzept, war die Materialisierung, die in enger Affinität mit der Architektur diverser Bondkulissen stehen sollte. Das in dieser Höhe vorherrschende extreme Klima sollte auch im Inneren spürbar werden, daher der Verzicht auf technische Einrichtungen wie Heizungen oder Klimaanlagen.

So waren bereits die ersten architektonischen Studien als spektakuläre Raumfolgen mit Sichtverbindungen zu den Spectre-Drehorten inszeniert. Das Ergebnis dieser Entwurfsphase waren ein den Grat durchstoßender und beidseitig über den Abgrund hinausragender Betonquader, mit ausgelagerten und über elastische Brücken angehängten Kuben.

Bereits in der frühen Planungsphase fanden erste Gespräche von Falkner und Obermoser mit der Firma EON Productions und dem James Bond Art Director Neal Callow (Casino Royale, Ein Quantum Trost, Skyfall und Spectre) über den Inhalt einer Ausstellung am Gaislachkogl statt. Der Wunsch, ein Projekt mit imposanter Architektur zu realisieren, verstärkte sich.

Geologische Standortbedingungen führten zu mehreren Alternativüberlegungen. Zahlreiche Studien im Umfeld der Seilbahn mit spektakulären Ansätzen erwiesen sich als nicht förderlich für das bestehende Ensemble am Gipfel. Nach mehrfacher gestalterischer Verifizierung wurde von diesen Studien abgegangen und die Themen vom „Berginneren“ und „Eisbergprinzip“ wieder aufgenommen. Johann Obermoser, der Philosophie des Kreativkonzepts folgend, fertigte neue Entwürfe. Es entstanden sieben freigeformte über Rampen verbundene Architekturelemente aus Beton, welche im Berg verortet sind.

Der architektonische Charakter wird von der reduzierten Wahl der Materialien geprägt: Beton und Stahl. Ausstellungsräume und Einrichtungsgegenstände (Bänke, Wegbegleitungen etc.) bestehen aus schalreinem Beton. Große Türen aus rostfreiem Stahl (Black Inox) betonen die Übergänge zwischen den Raumkuben, während perforierte, schwarze Stahlpaneele für abgehängte Decken und schalltechnische Verkleidungen gewählt wurden. In das mit einer Ausstellungsfläche von 1.300 m² große Massivbauwerk wurden letztlich 2.700 m³ Beton und 400 to Stahl als Bewehrung verarbeitet.

Der Weg durch die Ausstellung entfaltet sich über leicht geneigte, fast unmerklich abwärtsführende Ebenen. Die Besucher werden in das Berginnere geleitet und durch sich ständig ändernde Raumdimensionen und Konfigurationen – schmal, hoch, gedrungen, polygonal, zylindrisch, introvertiert, hell, dunkel – geführt. Zwei große Öffnungen mit faszinierenden Ausblicken, wurden eingeführt um den Bezug in die alpine Bergwelt wiederherzustellen.

Über eine Schlucht zwischen dem ice Q und der steil aufsteigenden Felswand des Gaislachkoglgipfels erreicht man das Portal des Zugangstunnels. Der visuelle Empfang wird durch eine zum Berg geneigte Betonwand erzielt, die eine optische Sogwirkung auf die Besucher ausübt.

Erlebniswelten in Betonkuben

Entlang eines abwärtsführenden, den Berg durchdringenden Tunnel Barrel of the Gun gelangt man auf die Plaza, eine imposante Aussichtsplattform mit atemberaubenden Gebirgspanorama. Ein mächtiges Tor aus Stahl öffnet den Zugang zur unterirdischen Welt. Beginnend in der Lobby gelangt man über Rampen durch einen fiktiven Gletscherspalt in die Lair (das Versteck). Von dort aus betritt man den Briefing Room, eine Raum-in-Raum-Installation, in der Realität und Virtualität miteinander verschmelzen. Im innenliegenden Zylinder werden Film-Sequenzen eingespielt, im umgebenden Raum leitet die Fensterfront den realen Blick auf den Drehort der Ötztaler Gletscherstraße. In der weiteren Raumfolge betritt man das Tech Lab mit Originalobjekten des Bond-Waffenmeisters Q. Anschließend gelangt man in die lichtdurchflutete Action Hall, mit einem, des im Film Spectre zum Einsatz kommenden Flugzeugmodells sowie dem beeindruckenden Ausblick ins Venter Tal. Über einen Stollen führt der Weg tiefer in den Berg zum Screening Room, weiter in die Legacy Hall mit integrierter Merchandising-Theke und über den Ausgangsschacht ins Freie an die Geländekante mit Blick auf den in der Tiefe liegenden Gaislachsee.

Die Wahl der Materialität – Beton, Stahl und Glas – interpretiert die archaische Stärke der Umgebung. Dieses Empfinden wird durch die natürlichen Temperaturschwankungen in den Räumen im Berginneren und mit akustischer Inszenierung verstärkt.

Spektakulärer Betonbau

Die Baumeisterarbeiten wurden von dem Ötztaler Unternehmen Ing. Franz Thurner Bau GmbH & Co KG durchgeführt. Franz Thurner war auch schon für die Errichtung des ice Q und der Gaislachkoglbahn verantwortlich. Besonders erwähnenswert ist dabei die Betoneinbringung die auf zwei verschiedene Varianten erfolgte. Im Sommer wurde der Beton mit Fahrmischern bis zur Mittelstation befördert, um dann mittels einer Umladestation mit allradgetriebenen Fahrmischern mit Kettenausstattung zum Gipfel zu gelangen. Dies war übrigens nur bei trockener Straße möglich. Im Herbst wurde der Beton bis zum Tiefenbachgletscher transportiert, um möglichst viel Höhe zum Einbauort zu überbrücken. Für den Betontransport zum Gipfel kamen unter anderem auch zwei Helikopter zum Einsatz. Die Baukräne mir denen der Beton in den Bau eingebracht wurde konnten wegen des frühen Schneefalles im Herbst 2017 nicht mehr abgebaut werden und wurden daher im Winter am Gipfel zwischengelagert. Somit waren sie Europas höchstgelagerte Baustellenkräne die erst im Frühjahr 2018 wieder zum Einsatz kamen.

Regionale Wertschöpfung An dem Projekt „007 Elements“ zeigte sich einmal mehr das Massivbaustoffe die regionale Wertschöpfung ankurbeln, lokale Arbeitsplätze sichern und gleichzeitig durch extrem kurze Transportwege von der Rohstoffgewinnung bis zum Einbauort hervorragende ökologische Kennwerte aufweisen.

„007 Elements“ Kinoinstallation auf 3.040 Metern in Sölden