Philipp Aduatz: 3D-Möbel aus Beton – mit Farbverlauf!

Beton in dreidimensionalem Druck: Die Nachrichten sind voll davon – in Österreich ebenso wie bei unseren deutschen Nachbarn, wo jetzt erstmals ein Haus komplett aus dem Drucker kam. In der Baubranche nimmt die additive Fertigung mit Beton weiter an Bedeutung zu, immer schnellere und bessere Druckverfahren könnten in den nächsten Jahren die gesamte Baubranche revolutionieren. Aber auch in der (Gebrauchs-)Kunst überzeugt das Verfahren. Ein wunderbares Beispiel liefert wieder einmal der Wiener Künstler Philipp Aduatz: Mit seinen neuen 3D-Möbeln begeistert Aduatz, der schon vor Jahren für Furore gesorgt hatte – vor allem mit einem feinen Farbverlauf, den er dem innovativen Druckverfahren abgewinnt.

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Gradlinig, klar – und mit Farbverlauf: Die neue Kollektion von Philipp Aduatz

Es war die „Digital Chaiselongue“, mit der Philipp Aduatz 2018 in Mailand die Kunstwelt überraschte – und sich in der internationalen Designerbranche einen Namen machte. Da präsentierte er auf der Mailänder Designwoche nicht nur sein exklusives Design-Objekt, sondern experimentierte vor Ort mit der additiven Fertigung auf höchstem Niveau. So bewies er als einer der ersten Künstler weltweit, dass die immer noch wenig bekannte Innovation 3D-Druck in Baubranche und Kunstwelt gleichermaßen zukunftsfähig ist.

Designermöbel aus dem Drucker: Schicht für Schicht

Nun entwarf der 1982 geborene Aduatz – wieder mit einem 3D-Drucker der Firma incremental3d – eine völlig neuartige Designer-Möbelkollektion. Die jetzigen 3D-Möbel werden aber nicht einfach Schicht für Schicht aus Beton hergestellt – sie begeistern mit einem faszinierenden Farbverlauf. Der entstand dadurch, dass Philipp Aduatz den Farbstoff direkt in die Düse aufträgt. Das farbige Design mit dem verblüffenden Farbverlauf entsteht Punkt für Punkt, scheinbar aufwendig – aber schnell und beim eigentlichen Produktionsprozess denkbar einfach.

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Durch das direkte Auftragen des Farbstoffs spart der Designer nicht nur Zeit bei der Produktion, der gesamte Arbeitsaufwand bei farbigen Oberflächen wird weniger. Was gerade für größere Projekte im 3D-Druck vorbildlich ist: Es fällt dabei wesentlich weniger Abfall an. Das liegt daran, dass punktgenau gearbeitet wird – und durch den Verzicht auf Schalungen aller Art.

Vorteil 3D-Druck: kaum Abfälle

Auch wenn es mitunter schwieriger wird, gewisse Betonqualitäten etwa bei Sichtbeton ohne Schalungen herzustellen: So wird die additive Fertigung auch zur ökologisch sinnvollen Alternative. Denn die wenigen Abfälle, die dabei anfallen, werden nahezu ausnahmslos wiederverwendet. Das passt auch aus einem ganz aktuellen Grund: Betonrecycling stellt in der Bauwirtschaft eines der großen Themen unserer Zeit dar. Zudem lassen sich mit dem 3D-Drucker wesentlich belastbarere Betonkonstruktionen realisieren, die nebenbei auch eine äußerst gewagte geometrische Komplexität aufweisen dürfen.

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Filigrane Strukturen: Innovativer 3D-Druck von incremental3d (Bildrechte dort)

Philipp Aduatz, der ja seit Jahren bestens vertraut ist mit der Technik des 3D-Drucks, ist von der Zukunftsfähigkeit voll und ganz überzeugt. Für einen Designer ist es nicht ungewöhnlich, gern mit innovativen Materialien und Fertigungstechnologien zu arbeiten. Aduatz geht aber einen Schritt weiter: Der in Wien lebende Gestalter und Künstler beschäftigt sich intensiv mit wissenschaftlichen Themen und verfügt über mehr als nur ein Grundwissen in Bereichen wie Chemie, Physik und Materialtechnologien.

So ist es also kein Wunder, dass Philipp Aduatz bei seinen funktionalen Objekten, die allesamt in limitierten Auflagen erscheinen, traditionelle handwerkliche Techniken mit modernsten Hilfsmitteln kombiniert. Neben dem 3D-Druck gehören dazu auch Themen wie 3D-Laserscanning und CNC-Fräsen. Auch mit einer weiteren, bisher kaum bekannten Innovation beschäftigt sich Aduatz: mit Rapid Prototyping. Darunter versteht man die sehr schnelle Herstellung eines Bauteil-Modells mithilfe von dreidimensionalem CAD. Auch hier werden Werkstücke in der Regel additiv hergestellt – also gedruckt.

Philipp Aduatz: Künstler mit hoher technischer Affinität

Was die Kollektion des Designers auch diesmal auszeichnet, ist sein starker Hang zum Skulpturalen, wobei er stets die Schnittstelle von Design und Skulptur auszuloten versucht. Ein Reiz in seiner gesamten Arbeit liegt darin, dass er gern mit unterschiedlichen Materialien und deren Verhalten experimentiert. Wobei: In letzter Zeit hat er einen Lieblingsbaustoff gefunden, der in puncto Vielfalt und Flexibilität kaum zu übertreffen ist: Seine Vorliebe für Beton hängt allerdings auch mit dem beteiligten Unternehmen zusammen, das sich laut Eigendarstellung als „Wegebereiter für den innovativen 3D-Betondruck“ sieht.

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Der Künstler und sein Objekt: Philipp Aduatz auf einer eigenen Betonbank

Die Spezialisten von incremental3d zählten zu den ersten Betontechnologen und Entwicklern, die sich überhaupt mit Betondruckobjekten beschäftigten – und so federführend daran beteiligt waren, den flexiblen Universalbaustoff in neue Dimension zu führen. Philipp Aduatz jedenfalls war sofort angetan von den fortschrittlichen Fertigungstechnologien, mit denen das Unternehmen auch im internationalen Wettbewerb punktet. Was dem Designer ebenfalls gleich gefiel: Seine Suche nach der eigenen Formensprache im 3D-Druck wurde von Anfang an ernstgenommen – keine Selbstverständlichkeit im Dialog zwischen Kunst und Technologie.

Zukunft des Bauens: Gedruckte Bauwerke für Krisenregionen

Ob 3D-Druck mit Beton auf die Entwicklung der modernen Kunst einen großen Einfluss haben wird, darüber lässt sich momentan nur spekulieren. Designer wie Philipp Aduatz jedenfalls profitieren davon, dass sich mit Beton-3D-Druck selbst komplexeste und umfangreiche Strukturen in Konstruktion und Design darstellen lassen: Ohne Formen von gewaltigen Ausmaßen herzustellen, lassen sich Kunstträume erfüllen. Das bietet Designern und sicher auch klassischen Bildhauern ökologische und ökonomische Vorteile, die nicht zu verachten sind.

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Fein und flink: Additives Verfahren von incremental3d (Bildrechte dort)

In der Baubranche wird sich das additive Verfahren sicher durchsetzen – und sei es nur, um beispielsweise in ärmeren Regionen der Welt Menschen in kurzer Zeit und mit wenig Aufwand und extrem kostengünstig ein Dach über dem Kopf bieten zu können. Aber vielleicht erleben wir ja auch mehr zeitgemäße Gestaltungskunst, die verstärkt auf innovativen 3D-Druck mit Beton trifft – und zwar auf Augenhöhe. Philipp Aduatz und incremental3d haben in jedem Fall ein klares Zeichen gesetzt.

Bildrechte bei Philipp Aduatz und incremental3d