Seite05 BMÖ Top-Thema: Sichtbeton im Einfamilienhausbau Klar, einzigartig und Material betont Sichtbeton im Einfamilienhausbau erfreut sich steigender Beliebtheit. Die Entwür- fe reichen dabei von klassisch-elegant bis futuristisch wie eine Rundumschau zeigt. Beton als Baustoff erweist sich immer als nachhaltiger und robuster Baustoff, der Ge- nerationen überdauert. An einem Südhang am Dorfrand der Vorarlberger Gemeinde Fraxern erhebt sich ein Sichtbetonhaus, zwischen Magerwiesen und Kirschbäumen, mit ei- nem unverbaubaren Blick in das Rheintal. „Wir fan- den diese Situation schön und einmalig, was einen besonders sensiblen Umgang erforderlich mach- te“, erklärt Architekt Schmieder. „Deshalb wurde das Gebäude frei in die Landschaft gestellt, ohne räumlichen Bezug zur vorhandenen Erschließungs- situation.“ Der Kubus mit acht Metern Seitenlänge sitzt wie ein Findling im Gelände und folgt dessen Verlauf sowie der Blickrichtung nach Süd und Süd- West. Der Zugang erfolgt über eine nordseitig posi- tionierte, filigrane Brücke. Bewusst wurde auf eine herkömmliche Gartensituation und einen Carport verzichtet. „Ich finde Beton ein spannendes Ma- terial, das lebendig und haptisch sehr angenehm ist, mit einer Natürlichkeit, die mit der Landschaft gut harmoniert“, so Schmieder. Die Wahl des ge- eigneten Baustoffs ergab sich aber auch aus der Fragestellung, ob es notwendig sei, einen Wand- aufbau von sieben bis acht Schichten zu erstellen, was komplexe Anschlussdetails zur Folge hat, von Das Haus Schmieder in Fraxern; Foto: Adolf Bereuter denen keiner weiß, wie sie sich in Zukunft verhalten werden, von der Entsorgungsfrage mal ganz abge- sehen. „Das führte zu der Entscheidung, das Haus mit wärmedämmendem Beton zu bauen. Eine klare Konstruktion, die sowohl die statischen als auch die thermischen Anforderungen erfüllt.“ Fünfzig Zenti- meter dicke Betonwände mit acht bis 16 Millime- ter großen Blähtonkörnern als Zuschlagstoff bilden die Gebäudehülle und wurden in einem einzigen Arbeitsgang in der gesamten Höhe betoniert. Die Stoßfugen der Systemschalung rastern dabei die Fassade. Die Notwendigkeit des Herkömmlichen hat der Architekt auch beim Fußboden hinterfragt. Die massiven Betonböden wurden geschliffen und poliert, was den monolithischen Charakter des Ge- bäudes unterstreicht. Die Zwischenwände und De- cken sowie die Treppen in die unteren Geschoße wurden vor Ort betoniert. Auch hier ist der Beton unbehandelt, allein die Auftrittsflächen der Stufen wurden geschliffen und poliert. Für die Zugangs- brücke zum Gebäude sowie für den Treppenauf- gang vom Eingang zur Küche wählte man Schwarz- stahl. „So kontrastiert der schalungsraue Beton mit seiner spezifischen Struktur und Farbigkeit perfekt mit der feinen Haptik des geschliffenen Holzes und der scharfen Präzision des geölten Stahls“, erklärt der Architekt. Zum Beheizen des Hauses wird die Speichermasse des Betons genutzt, in allen Ebenen wird Bauteilaktivierung eingesetzt. „Es ging dar- um, für die Bauweise eine optimale Haustechnik zu finden“, erläutert der Planer. „Somit lag es auf der Hand, die massiven Betondecken zu aktivieren.“ Da die Böden ohne Fußbodenaufbau belassen sind, wurde dieser im untersten Geschoß bauteilakti- viert. Die beiden oberen Geschoße werden über die Decke beheizt. Ein leistungsstarker Holzspeicher- ofen ergänzt das System in sonnenarmen Zeiten. Flach auf dem Dach liegende thermische Sonnen- kollektoren liefern die Heizenergie über einen Puf- ferspeicher an die Bauteile, eine Wärmepumpe war dabei für das Heizkonzept nicht notwendig. Projektdaten Projekt: Haus Schmieder; Bauherr: Privat Architektur: Fischer Schmieder Architekten, Feldkirch Statik: Mader + Flatz Baustatik ZT GmbH, Bregenz HKLS: ETG, Rankweil Bauphysik und Akustik: Spektrum GmbH, Dornbirn Baufirma: Wilhelm + Mayer Bau GmbH, Götzis Transportbeton: Normbeton GmbH + Co KG Grundstücksfläche: 490 m² Nutzfläche: 116 m²; Kubatur: 609 m³ Heizwärmebedarf Wohnhaus: 33,9 kWh/m²a Materialien: Beton, Weißtanne, Schwarzstahl, Glas