Beton: Hohes Sicherheitsniveau auch bei Brand

Früher war Feuer eine der größten Gefahren für die Menschen. Vor allem in den Städten mit engen Gassen gab es beim Ausbruch eines Brandes oft kein Entrinnen.Das sieht heute zum Glück anders aus – aber auch in unseren Zeiten sind Brandfälle in Österreich gar nicht so selten: Bei Einfamilienhäusern und mehrgeschossigen Wohnbauten gab es in der Statistik der letzten Jahre sogar eine leichte Tendenz nach oben.

Dafür verantwortlich sind nicht zuletzt neue Trends in Architektur und Bauweisen mit Risiken, die auch rechtlich noch nicht gänzlich eingeschätzt werden können. Die Entwicklung, um jeden Preis immer größer, immer schneller und immer wirtschaftlicher bauen zu müssen, trägt ihren Teil dazu bei, dass Brandrisiken bleiben. Dabei könnte alles so einfach sein – man müsste nur stärker als bisher auf Beton setzen!

Die moderne Entwicklung im Bauwesen mit ihrem Drang zu immer schnellerem und höherem Bauen geht oft auf Kosten der Sicherheit. Gerade der Brandschutz steht heute vor immer weiter reichenden Herausforderungen. Genau genommen darf nur ein einziger Baustoff von sich behaupten, gegen diese Entwicklung resistent zu sein – Beton. „Beton brennt nicht, er kann so bemessen werden, dass er selbst extreme Brände übersteht“, sagt Gernot Brandweiner vom Betonmarketing Österreich. Und das, so der Ingenieur weiter,  „unabhängig davon, ob dieser in Wohngebäuden, Gewerbe- oder Industriebauten oder Tunneln zum Einsatz kommt.“

Erster umfassender Brandschutz

In mehrstöckigen Häusern in engen Gassen, mit hölzernen Anbauten und Erkern, zählte Feuer in früheren Zeiten zu den größten Gefahren für die Menschheit. Brandstiftung zählte  zu den schlimmsten Vergehen und wurde strengstens bestraft. Und es gab schon vor fast zweitausend Jahren die ersten Bauvorschriften: Im Jahre 64 n. Chr. kam es in Rom zu verheerenden Bränden.  Danach wurde in der „Ewigen Stadt“ alles anders: Die Gesetze, die zur Vermeidung großer Brände erlassen wurden, ließen nur noch breite Straßen und eine begrenzte Anzahl an Stockwerken zu. Außerdem wurden mehr Plätze angelegt, was auch dem öffentlichen Leben zugute kam. Und mit dem „Opus caementitium“ entwickelten die Römer sogar einen unbrennbaren Baustoff, der vielfach für Fundamente eingesetzt wurde – und als Baustoff für das Pantheon weltberühmt wurde.

Im Mittelalter wurden auch in unseren Breitengraden ein besserer Brandschutz aufgebaut. Dennoch kam es zu vielen Großbränden, denen ganze Stadtviertel zum Opfer fielen. Erst Ende des 14. Jahrhunderts, mit dem Beginn der Neuzeit, wurden die Brände weniger. Endlich ersetzte Stein als Baustoff vermehrt das Holz – auch wenn das Bauen damit sehr mühsam war. Aber: Stein brennt nicht.

Beste brandschutztechnische Eigenschaften: Beton

„Wie Stein brennt auch Beton nicht, er bildet keinen Rauch und setzt keine toxischen Gase frei”, betont Gernot Brandweiner. „Beton bietet außerdem Schutz gegen ein Ausbreiten des Brandes, ist beständig gegen Schwelbrände und weist einen hohen Durchwärmungswiderstand auf, das heißt, er schirmt Hitze ab.“ Daher sind bei der Verwendung von Beton als Baustoff zumeist keinerlei zusätzlichen Brandschutzmaßnahmen erforderlich: keine Verkleidung, keine Beschichtung, nichts.

Europa-Norm bestätigt Beton als idealen Baustoff

Die europäischen Brandschutznormen belegen die günstigen brandschutztechnischen Eigenschaften von Beton. Alle Baustoffe wurden hinsichtlich ihres Verhaltens im Brandfall in sieben Stufen eingeteilt: A1, A2, B, C, D, E und F. Auf dieser Basis gab die Europäische Kommission eine verbindliche Liste von Baustoffen heraus, die ohne Prüfung für die höchst mögliche Klasse A1 zugelassen sind. Darin enthalten: unterschiedliche Betonsorten und mineralische Betonausgangsstoffe. Beton erfüllt also die Anforderungen der höchstmöglichen Klasse A1, weil seine mineralischen Ausgangsstoffe effektiv nicht brennbar sind.
Selbst bei Tunnelbränden muss es bei der immensen Hitzeentwicklung nicht mehr zu Abplatzungen an der Betonoberfläche kommen: Die Zugabe von monofilen Polypropylenfasern zur Betonmischung ergibt einen Baustoff, der während eines Brandes Wasserdampf entweichen lässt. So wird der Dampfdruck abgebaut, Abplatzungen werden vermieden.

Statistisch am brandanfälligsten: die eigenen vier Wände

Die meisten Unfälle passieren zuhause – bei Bränden ist es nicht anders: Franz Humer, Sachgebietsleiter beim Österreichischen Bundesfeuerwehrverbandes (ÖBFV): „Es ist eine Zunahme der Brände im Bereich der eigenen vier Wände erkennbar.“ Den Hauptgrund sieht der Ingenieur in „mangelnder Sorgfalt beim Umgang mit offenem Licht und Feuer.“ Fehlende Erfahrungen beim Heizen mit modernen Kachelöfen kommen dazu. Humer beklagt die fehlende rechtliche Basis: „Liberalisierungsmaßnahmen beim Brandschutz im Einfamilienhaus wie auch im mehrgeschossigen Wohnbau fördern diese Entwicklung.“

Problemfeld brennbare Baustoffe

Damit spricht Humer die Zulassung von brennbarem Baumaterial für den mehrgeschossigen Wohnbau an. Die OIB-Richtlinien und entsprechend auch die – sich unterschiedlich davon ableitenden –neuen Baulandesgesetze werden aus Sicht von Brandschutz-Experten diesbezüglich als „sehr liberal“ bezeichnet. Vor allem das Gefahrenpotenzial von Holzhäusern sei im Gesetz nicht ausreichend berücksichtigt: Statisch verhalte sich brennbares Material zwar im Abbrand berechenbar, aber von der Rauchentwicklung bedeute es gerade bei der Personenrettung eine Herausforderung für die Zukunft des Brandschutzes, so Humer.

Im Zusammenhang mit einer liberaleren Zulassung von Baumaterialien gab es bereits 2004 eine öffentliche Debatte um das Thema „Sicherheit im Brandschutz“. Dr. Friedrich Perner, Branddirektor der Berufsfeuerwehr Wien, sah damals die Sicherheit im Brandschutz in Gefahr – und sprach sich dafür aus, das Problemfeld brennbare Baustoffe grundlegend aufzuarbeiten. Anlass für diese Forderung waren Untersuchungen von Professor Ulrich Schneider von der TU Wien, wonach das Brandrisiko im Wohnbau entscheidend von der Bauweise der betroffenen Gebäude abhängt. Bauten aus brennbaren Materialien seien brandschutztechnisch ganz anders zu beurteilen, so Schneiders Kernaussage.

Wichtig: brandschutztechnische Planung für den Wohnbereich

Experten gehen davon aus, dass es im Wohnbau keine betriebsorganisatorischen Maßnahmen gibt. Im Gewerbe- und Industriebereich hingegen sind die Gesetzes- und Normvorgaben strenger. Dort sind betriebsorganisatorische Maßnahmen vorgesehen wie beispielsweise das ArbeitnehmerInnenschutzgesetz oder die Arbeitsstättenverordnung. In Wohnbereichen mit oft hoher Brandlast von Möbeln und Einbauten ist die Lebensgefahr durch Rauch oder Gase besonders groß.

Aufgrund zunehmender EDV- und IT-bedingter Verkabelung der Gebäude mehren sich auch die Schwelbrände. Und die verlaufen oft tückisch, weil sie erst erkannt werden, wenn es zu spät ist: Deswegen bedarf die brandschutztechnische Planung von Wohnbereichen besonders großer Sorgfalt. Wenn Beton zum Einsatz kommt, ist in der Regel alles gut.