Neues Forschungsprojekt untersucht Herstellung getemperter Tone

Die Reduktion und der Ersatz des Zementklinkers mit CO2-armen oder CO2-freien Alternativen ist eine der Prioritäten der Zementindustrie. Nun startet Rohrdorfer Zement ein Pilotprojekt, um die prozessintegrierte Herstellung getemperter Tone zu untersuchen.

Das Projekt beinhaltet die Entwicklung und Konstruktion einer Pilotanlage im Zementwerk in Rohrdorf (Bayern), die in den Werksbetrieb integriert werden soll. Ziel ist, ein Verfahren zu entwickeln, das auf andere Zementwerke übertragbar ist und von der gesamten Industrie adaptiert werden kann. Das Projekt wird zu 50 Prozent vom deutschen Bundesministerium für Wirtschaft- und Klimaschutz (BMK) und der Europäischen Union im Rahmen des Programms „NextGenerationEU“ gefördert.

Tone als mineralische Komponenten gelten als vielversprechende Alternativen für den Zementklinker. Deren bindende Eigenschaften müssen durch eine thermische Behandlung aktiviert werden. Dieses „Tempern“ soll nun in einer Pilotanlage getestet werden. Das Besondere am Rohrdorfer-Pilotprojekt: Diese Versuchsanlage soll von Anfang an in ein aktives Zementwerk integriert werden. Damit könnte für eine rasche Verbreitung der Technologie innerhalb der gesamten Zementindustrie gesorgt werden.

Zu diesem Zweck wurde ein Rohrdorfer Net Zero Emission-Team gegründet. „Getemperte Tone tragen als Zementbestandteil wesentlich zur Vermeidung von CO2 bei. Mit dem Pilotprojekt zur prozessintegrierten Herstellung getemperter Tone werden wir in unserer Dekarbonisierungs-Roadmap nicht nur einen Schritt, sondern einen Sprung machen“, so Helmut Leibinger, Leiter des Net Zero Emission-Teams von Rohrdorfer.

Abwärme nutzen

Die neue Anlage soll aber noch einem umweltfreundlichen Ziel folgen: Die vorhandene Abwärme aus der Klinker-Produktionslinie wird genutzt, um den Primärenergiebedarf zur thermischen Behandlung der Tone zu reduzieren. Für die zusätzlich benötigte Wärmemenge wird man auch die Verwendung von Wasserstoff in Betracht ziehen. Die beim Betrieb entstehenden Abgase werden nach Verlassen der Pilotanlage der bestehenden Abgasreinigung der Klinker-Produktionslinie rückgeführt. Es entstehen damit keine zusätzlichen Emissionen.

Nach erfolgreicher Erprobung soll eine Großanlage und damit ein signifikanter Rückgang des Klinker-/Zementfaktors realisiert werden. Bei gleichbleibendem Energiemix sind CO2-Einsparungen von 16 bis 18 Prozent möglich. Sollte die Energiebereitstellung CO2-frei erfolgen, können mit der Großanlage bis zu 30 Prozent der CO2-Emissionen eingespart werden.

Die Inbetriebnahme der Pilotanlage ist für das Frühjahr 2025 geplant. Ende 2026 soll das Projekt abgeschlossen sein.

Fotos: © Rohrdorfer Unternehmensgruppe