CO2 abscheiden, verwenden und speichern: Österreich am Zug

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CO2 abscheiden, verwenden und speichern: Österreich am Zug

Technologien für das CO2-Management sind ein wichtiger Bestandteil der EU-Strategien zur Dekarbonisierung.[1] Wenig verwunderlich daher, dass einige Mitgliedstaaten, darunter Schweden, die Niederlande, Dänemark und Norwegen, bereits Anlagen zur Abscheidung, zum Transport und zur Verwendung oder Speicherung des Treibhausgases (Carbon Capture, Utilization and Storage, CCUS) planen oder betreiben. Um Kohlenstoffdioxid (CO2) auch möglichst effizient in der EU transportieren zu können, arbeitet die EU-Kommission gemeinsam mit den Mitgliedstaaten am Aufbau eines europäischen Transportnetzes für CO2.[2]

Machbarkeitsstudie für Österreich

Wie dieses Transportnetz in Österreich aussehen könnte, wird derzeit in einer Machbarkeitsstudie im Auftrag des Klimaschutzministeriums analysiert. Die Ergebnisse sollen im ersten Quartal 2024 vorliegen und Wege zu einem stufenweisen Aufbau des CO2-Rohrleitungsnetzes aufzeigen.[3] Derzeit wäre ein CO2-Transport in Österreich nur sehr kostenintensiv per Tankwaggon, Tankschiff oder Lastwagen möglich, weil es bislang keine CO2-Rohrleitungsinfrastruktur gibt. Der notwendige Aufbau eines Pipelinetransportnetzes für das Treibhausgas ist aufwendig und mit langen Vorlaufzeiten verbunden. Vorreiter wie die eingangs genannten Küstenländer Europas arbeiten aber schon intensiv an nationalen und länderübergreifenden Lösungen. Dänemark etwa hat Anfang 2023 das erste große grenzüberschreitende CCS-Projekt in Betrieb genommen, bei dem CO2 aufgefangen und unter der Nordsee gespeichert wird.3

Nationale Carbon-Management-Strategie

In Österreich ist die geologische Speicherung des Treibhausgases derzeit noch verboten. Priorität haben das Vermeiden und Einsparen von CO2. Da aber in der Zement- und Kalkindustrie sowie in der Abfallverbrennung CO2-Emissionen unvermeidbar sind, startete im September 2023 auf Initiative des Finanz- und Klimaschutzministeriums ein Stakeholder-Dialog für eine nationale Carbon-Management-Strategie. Ziel ist, die rechtlichen Rahmenbedingungen zu schaffen, um Kohlenstoffdioxid transportieren, speichern und nutzen zu können. Wichtige Weichenstellungen auf dem Weg zur Carbon-Management-Strategie wurden im Ministerrat vom 6. März 2024 angekündigt. Demnach beabsichtigt die Bundesregierung, dem Nationalrat zu empfehlen, die geologische Speicherung von CO2 ausschließlich für schwer bzw. nicht vermeidbare, prozessbedingte Emissionen (Rest- bzw. Residualemissionen) in “hard to abate”- Sektoren unter strengen Sicherheits- und Umweltauflagen zuzulassen.

Ein entscheidender Schritt in der CO2-Abscheidung wurde im Februar 2024 gesetzt – mit dem Spatenstich für die erste CO2-Rückgewinnungsanlage im großtechnischen Maßstab im Zementwerk in Gmunden (OÖ). Pro Jahr können dort mit der Pilotanlage zukünftig laut Betreiber rund 30.000 Tonnen Kohlenstoffdioxid zurückgewonnen und jährlich 50.000 Tonnen CO2‑freier Zement produziert werden.  Das Zementwerk Mannersdorf arbeitet derzeit intensiv an den Vorsausetzungen für die Umsetzung eines Großprojektes, durch das ab dem Jahr 2029 jährlich 750.000 Tonnen CO2 abgeschieden werden sollen. Für die Umsetzung derartiger Projekte braucht es Planungs- und Investitionssicherheit. Der raschen Ausgestaltung und Umsetzung der nationale Carbon-Management-Strategie kommt daher größte Bedeutung zu, damit das Binnenland Österreich als Industrie- und Transformationsstandort den Anschluss nicht verliert.

Studie zu CO₂-Transportinfrastruktur in Deutschland

Wie abgeschiedenes CO2 künftig über Pipelines in Deutschland transportiert werden könnte und welche Voraussetzungen dafür erfüllt sein müssen, zeigt die soeben publizierte Studie des Vereins Deutscher Zementwerke (VDZ) „Anforderungen an eine CO₂-Infrastruktur in Deutschland“. In dem darin analysierten Szenario „Klimaneutralität 2040“ können durch CCUS – kumuliert über 20 Jahre (2028 bis 2047) – rund 500 Millionen Tonnen CO2 in den Sektoren Zement, Kalk und Abfallverbrennung eingespart werden. Vorausgesetzt die CO2-Transportinfrastruktur wird stark ausgebaut und der Transport ab 2028 hochgefahren.

[1] Mitteilung der EU-Kommission zu CCS: https://energy.ec.europa.eu/topics/oil-gas-and-coal/carbon-capture-storage-and-utilisation_en

[2] EU Science Hub: CO2 transport infrastructure: https://joint-research-centre.ec.europa.eu/jrc-news-and-updates/co2-transport-infrastructure-key-achieving-climate-neutrality-2050-2024-02-06_en

[3] Klimaschutzministerium: FAQ über CO2-Abscheidung-, Transport-, Nutzung (CCU) und -Speicherung (CCS), https://www.bmk.gv.at/dam/jcr:0e6b3292-5250-4948-baba-8eb423f2c579/20231220_FAQ_CCU_CCS.pdf

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