Beton: der Wiederverwender

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Beton: der Wiederverwender

Beton besteht aus den natürlichen Rohstoffen Wasser, Sand und Kies. Gemischt mit dem Bindemittel Zement ergeben diese ein frei formbares, vom Menschen geschaffenes Steinaggregat. Daher ist Beton – wie Naturstein – immer weiter verwendbar. Die Industrie setzt auf einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Baustoff entlang des gesamten Lebenszyklus gemäß den 3R des Abfallmanagements – Reduce, Reuse, Recycle – mit dem Ziel, eine funktionierende Kreislaufwirtschaft zu ermöglichen.

Laut aktuellem Bundesabfallwirtschaftsplan[1] (basierend auf dem Input in Behandlungsanlagen und Deponierung 2020 für mineralische Bau- und Abbruchfälle) fallen in Österreich jährlich zwischen 3,5 und vier Millionen Tonnen Betonabbruch an. Dieser ist theoretisch vollständig recyclebar – in Österreich wird tatsächlich mehr als 97 Prozent des Altbetons stofflich wiederverwertet. Die Studie „Anforderungen an die Kreislauffähigkeit von Massivbaustoffen“ des Klimaschutzministeriums zeigt, dass das Material vor allem im Straßenbau und zur Verschüttung verwendet wird, wodurch Primärbaustoffe wie Kies, Schotter, Splitt, Sand und natürliche Gesteinskörnungen substituiert werden[2]. Die recycelte Gesteinskörnung kann aber auch als Zuschlagsstoff in Recyclingbeton verwendet werden. In Deutschland werden laut Fraunhofer Institut für Materialfluss und Logistik IML etwa fünf Prozent des Bauschutts in hochwertigen Anwendungen in die Bauwirtschaft zurückgeführt. Auf europäischer Ebene beträgt Anteil aktuell rund sechs Prozent[3].

Ziel: neuen Beton herstellen

Für das Erreichen einer perfekten Kreislaufwirtschaft sollte Altbeton vor allem für die Herstellung von neuem Beton verwendet werden. Die Verwendung von rezyklierten Gesteinskörnungen in Betonrezepturen ist in der ÖNORM B 4710-1:2018 (Betonnorm) festgelegt. Die Betonnorm sieht je nach Art und verwendeter Menge der rezyklierten Gesteinskörnung vor, welche Betonsorten damit hergestellt werden dürfen und in welchen Anwendungsbereichen diese Betone ersetzt werden können. Eine Studie[4] des Vereins Deutscher Zementwerke VDZ sieht das Einsparungspotenzial bei den primären Rohstoffen sogar bei 41 Prozent.

Dazu braucht es qualitativ hochwertiges Recyclingmaterial, denn die Qualität des Recyclingbetons hängt von der Qualität der rezyklierten Gesteinskörnung ab. Weiterentwickelte Betonrezepturen und Fortschritte in der technischen Entwicklung der Aufbereitung von Recyclingmaterialien haben in den letzten Jahren dazu geführt, dass der rezyklierte Ersatz für natürliche Gesteinskörnungen in der gleichen Qualität verfügbar ist wie Primärmaterialien.

Schweiz mit hohen Recyclingquoten

Heute scheitert der Einsatz von Recyclingbeton nicht mehr an Qualitäten oder technischen Problemen, richtig verarbeitet erfüllt Recyclingbeton auch die hohen Anforderungen im Hochbau. Wissenslücken und unbegründete Skepsis bei den Auftraggebern sorgen aber für fehlende Nachfrage. Hier sei laut VDZ vor allem die öffentliche Hand gefragt. „Als größte Nachfrager von Bauleistungen können Bund, Länder und Kommunen diese gezielt anfordern und so eine Vorbildwirkung für private Akteure entfalten“, heißt es in der Studie. In diesem Zusammenhang wird oft die Schweiz genannt, wo es diese Vorgabe bereits gibt und im Hochbau 25 Prozent des verwendeten Betons Recyclingbeton sind. Eine wesentliche Hürde bleibt aber ungeachtet aller technischen und regulatorischen Fortschritte zum Trotz bestehen. Denn die aktuell verfügbaren Recyclatmengen decken derzeit nur etwa 9 Prozent des jährlichen Bedarfs an Baurohstoffen wie Sand, Kies, Ton und Natursteinen der österreichischen Bauwirtschaft von ca. 100 Millionen Tonnen.

Weitere Informationen zum Recyclingbeton: https://baustoffbeton.at/betonarten/recyclingbeton/

[1]     „Bundesabfallwirtschaftsplan 2023“, Hrsg. Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK)

[2]     „Anforderungen an die Kreislauffähigkeit von Massivbaustoffen“; Hrsg. Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK)

[3]     „Zukunft Bauen – Forschung für die Praxis Band 06 – Materialströme im Hochbau – Potenziale für eine Kreislaufwirtschaft“; Hrsg. Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (2017)

[4]     „Ressourcen der Zukunft für Zement und Beton – Potenziale und Handlungsstrategien“, Hrsg Verein Deutscher Zementwerke VDZ (2021